Kamille
Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla, häufig wird auch Matricaria recutita als korrekter Name angesehen) ist eine Pflanzenart in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die ursprüngliche Heimat der Echten Kamille ist Süd- und Osteuropa, sowie Vorderasien. Heute ist sie in ganz Europa, Nordamerika und auch in Australien eingebürgert. Die Pflanze ist sehr anspruchslos. Sie wächst auf Äckern und auf Ödland, bevorzugt auf frischen, nährstoffreichen, meist kalkarmen, eher humosen Lehm- und Tonböden und vor allem in Getreidefeldern. So bezeichnen die Landwirte die Kamille auch schon mal als Unkraut. Sie kommt bis in die montane Höhenstufe vor, in Tirol steigt sie bis 1300 m. Die Kamille ist eine alte Heilpflanze, die vor allem bei Magen- und Darmbeschwerden und bei Entzündungen Verwendung findet.
Die Kamillen-Pflanze
Die Echte Kamille ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 50 cm. Die ganze Pflanze besitzt einen starken, charakteristischen Kamillengeruch. Die Stängel stehen aufrecht oder aufsteigend und kahl, im oberen Bereich sind sie stark verzweigt. Die Blätter sind 4 bis 7 cm lang und zwei- bis dreifach fiederteilig. Die einzelnen Zipfel sind schmal linealisch, knapp 0,5 mm breit, und tragen eine Stachelspitze. Eine Einzelpflanze bildet 8 bis 120 (selten 1 bis 900) Blütenköpfchen. Diese sind 18 bis 25 mm breit und stehen an einem 3 bis 10 cm langen Blütenstandsstiel. Die 20 bis 30 Hüllblätter stehen annähernd einreihig. Sie sind länglich, stumpf und haben eine hellen Hautrand. Der Köpfchenboden ist zu Beginn der Blüte flach, wird später kegelförmig und hohl. Blütezeit ist von Mai bis September.
Die Heilwirkung der Kamille
Die Kamille, die ursprünglich aus Eurasien stammt, wurde von nordischen Völkern als heilige Pflanze dem Sonnengott Baldur zugeordnet. Bereits in der Antike wurde die Kamille sehr hoch eingeschätzt, da sie eine hohe Heilwirkung hat. Inzwischen ist diese Heilwirkung auch medizinisch belegt. In der Naturheilkunde finden vor allem die Blüten eine Anwendung. Dabei ist die Qualität der Kamille sehr stark abhängig vom Zeitpunkt des Pflückens und von der Art der Trocknung. Die beste Zeit zum Pflücken ist der dritte bis fünfte Tag nach dem Blühen. In dieser Zeit sind die Wirkstoffe am Besten ausgebildet. Das ätherische Öl besitzt eine entzündungshemmende, wundheilungsfördernde und krampflösende Wirkung und zusätzlich bakterien- und pilztötende Eigenschaften.
Sagenhaftes rund um die Kamille
Im alten England gehörte die Kamille zu den neun heiligen Kräutern. Bei Königs-Krönungen trägt der zukünftige König deshalb ein Kamille-Sträußchen mit sich.
In alten Zeiten brachte man am Johannistag, dem 24. Juni, einen Kranz aus Kamille an die Haustür an, damit Haus und Bewohner vor Donner, Blitz und Sturm geschützt waren.
In alten deutschen Sagen stehen Kamillenblüten für die Seelen von Soldaten, die unter einem Fluch gestorben waren.
Früher glaubte man, dass der Rauch der Kamille Zauberkräfte hätte, der Unglück abwenden sollte.
Schon im alten Ägypten verwendete man die Kamille unter anderem bei Krankheiten wie Erkältungen, Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost.
Im alten Rom verwendete man die Kamille als Mittel gegen Schlangenbisse. Zudem setzte man sie als beruhigendes Mittel bei Depressionen, Schlafstörungen und Hysterie ein.